Müller, Elmar (†)/Freyschmidt, Uwe

Verteidigung in Straßenverkehrssachen
C. F. Müller Anwalt Verlag, 8. Auflage Heidelberg 2005, 315 Seiten, kartoniert, 40 €
ISBN 3-8114-0863-1

Mit der frappierenden Einsicht, dass es sich bei dem rechtsanwaltlichen Beratungsangebot um einen inzwischen heiß umkämpften Markt handelt, tritt der Autor, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Uwe Freyschmidt, mit seinem Buch „Verteidigung in Straßenverkehrssachen“ in nunmehr 8. Auflage erneut die Aufgabe an, gerade jungen und beruflich noch wenig erfahrenen Anwaltskollegen in der ersten Zeit ihrer Berufstätigkeit in Verkehrsstrafsachen hilfreich unter die Arme zu greifen. Insbesondere dieser Berufskreis gewinnt über dieses Buch tatsächlich einen ersten fundierten Einblick in das für ihr Tätigkeitsfeld geltende Verfahren und die behandelten materiellrechtlichen Delikte.
Das Werk behandelt inhaltlich – im Gegensatz zum etwas weit gefassten, aber gut eingeführten Titel – weiterhin ausschließlich das Verkehrsstrafverfahren und widmet sich der Verteidigung von Mandanten, gegen die in einschlägigen Verkehrsdelikten ermittelt bzw. bereits angeklagt oder vor Gericht verhandelt wird. Neue Teile widmen sich dem Tatbestand des Fahrens ohne Fahrerlaubnis gem. § 21 StVG sowie dem nach der Rechtsprechung des BGH wieder neu aktuellen Tatbestand des Eingriffs in den Straßenverkehr gem. § 315 b StGB.
Der Autor beginnt konsequent mit den üblicherweise bei der Mandatsübernahme auftretenden Problemen und scheut sich nicht davor, Klartext auch zur diffizilen Thematik problematischer Mandanten zu sprechen. Wichtig sind seine Feststellungen zur eigenen anwaltlichen Tatsachenaufklärung des fraglichen Sachverhalts, die um so wichtiger sind, je umfangreicher und stärker der Tatvorwurf ist. Interessant sind seine Ausführungen zu möglichen persönlichen Kontakten zwischen Tatverdächtigen und Verkehrsunfallopfern, denen der Autor zu Recht durchaus positiv gegenüber steht.
Mit einer guten und bewusst knapp gehaltenen Übersicht über die wichtigsten Delikte des Verkehrsstrafrechts begeht der Autor von Beginn seiner Darstellung an nicht den Fehler, seine Berufskollegen in materiellrechtlicher Sicherheit zu wiegen, sondern weist überzeugend darauf hin, dass auch Strafverteidigern in Verkehrssachen der tiefere Blick in die Kommentarliteratur nicht erspart werden kann. Zuweilen sind seine stets praxisnahen Hinweise sogar ein Fundus für die Ermittlungsbehörden auf dem Weg, ihre Ermittlungen zu vervollständigen (etwa in der Frage der Ermittlung von HWS-Schleudertraumata bei Tatverdacht einer fahrlässigen Körperverletzung gem. § 229 StGB). Die nachfolgenden Kapitel widmen sich mit den Themen Entzug der Fahrerlaubnis, Einstellung des Ermittlungsverfahrens und Strafbefehlsverfahren immer auf der Höhe der aktuellen Rechtsprechung wichtigen prozessualen Einzelfragen vor einer möglichen Anklageerhebung.
Die zentralen Themen des Handbuches bilden nach bewährtem Muster die beiden Kapitel, die sich mit der Verteidigertätigkeit nach der Anklageerhebung und in der Hauptverhandlung befassen. Hier befindet sich der Autor sichtbar in seinem Element und es gelingt ihm ein ums andere Mal, aus praktischer Sichtweise die möglichen Lücken in der staatsanwaltlichen Argumentationslinie auszumachen und entsprechende Taktiken vorzuschlagen. Deutlich wird dieser Ansatz etwa in der vorzüglichen Bearbeitung der Fehlerquellen bei Sachverständigengutachten oder der Ungereimtheiten bei fraglichen polizeilichen Belehrungen des Beschuldigten.
Abgerundet wird dieser gute Praxisratgeber durch einen knappen Überblick über mögliche Rechtsmittel sowie Fragen des beschleunigten Verfahrens, der Kostenerstattung, Nebenklage und Adhäsion.
Schließlich bietet der Autor in einem Anhang als besonderen Service für seine Berufskollegen einen Fundus der wichtigsten Muster von Verteidigungsanträgen und sonstigen Verteidigerschreiben, die in vielen Fällen nur noch im Verhältnis 1:1 auf die tatsächlichen Verhältnisse umformuliert werden müssen.
Dem Autor dieses bestens eingeführten Ratgebers gelingt es auf durchgängig hohem fachlichem Niveau, seine Berufskollegen in Verkehrsstrafsachen professionell zu beraten sowie daneben auch anderen Fachjuristen wie Staatsanwälten und Richtern sowie Rechtspraktikern wie polizeilichen Ermittlungsbeamten einen profunden Einblick in die versierte Verteidigungstätigkeit zu vermitteln. Auch die neue Auflage dieses guten Werkes lohnt uneingeschränkt den Einsatz des Anschaffungspreises mit wichtigen Informationen, die dem Mandanten zugute kommen.
Prof. Dr. jur. Dieter Müller, Institut für Verkehrsrecht und Verkehrsverhalten Bautzen

 

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