Straßenrecht
Rechtshandbuch für Planung, Bau Finanzierung und Betrieb von Straßen
Wiesinger, Manfred/Markuske, Sven
Erich Schmidt Verlag, Berlin 2003, 548 Seiten, Paperback, 59,80 €
ISBN 3-503-07481-3


Der Titel „Straßenrecht“ des an dieser Stelle zu rezensierenden Werkes deutet auf den ersten Blick auf eine landesspezifische Rechtsmaterie hin, da der erste Gedanke des rechtskundigen Lesers in Richtung Landesstraßenrecht gehen dürfte. Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich jedoch inhaltlich um ungleich mehr, als der erste sich aufdrängende Gedanke verspricht. Dies wird dem interessierten Leser bereits daran deutlich, dass allein das Inhaltsverzeichnis einen Umfang von nicht weniger als 13 Seiten beansprucht.
Schnell wird der fachliche Duktus der beiden Autoren sichtbar, mit dem Buch ein die Ländergrenzen weit übergreifendes juristisches Feld zu beackern, das sich bei gebotenem genauerem Hinsehen als komplexes Rechtsgebiet entpuppt. So wendet sich das Werk inhaltlich auch an Personen, die früher oder später mit dem Straßenrecht beruflich zu hantieren haben, also in erster Linie an Behörden und deren Mitarbeiter, aber auch all diejenigen Rechtsanwender, die als Interessenvertreter für die von straßenrechtlichen Entscheidungen potenziell betroffenen Bürger beruflich tätig werden können.
Die vorgenannten Leserkreise erhalten einen von den beiden fachlich-inhaltlich gut miteinander harmonierenden Autoren – die Kombination aus Ingenieurwissen und Rechtswissen ist von verlegerischer Seite aus treffend gewählt – einen differenzierten Einblick in die verschiedenen Zusammenhänge um den rechtlichen Status, die praktische Planung, den Bau und die Unterhaltung von Straßen. Das Buch informiert dabei die Leserschaft, fachlich geboten, auf Bundes- wie auch auf Länderebene und spart keinen rund um das Straßenrecht wichtigen Rechtsaspekt aus.
Ihrem Anspruch nach wollen die beiden Autoren ihren Lesern mit ihrem Werk in erster Linie einen inhaltlich umfassenden, systematisch dargebotenen Überblick über das Straßenrecht geben. Dies gelingt den beiden Autoren in einer Form, die bei den Lesern, denen allerdings mit der Bewältigung der dargebotenen Stofffülle eine gehörige Portion Fleiß abverlangt wird, kaum inhaltliche Lücken lassen dürfte. Zu dieser Bewertung tragen nicht zuletzt ein die zahlreichen Fachtermini behutsam erläuterndes Glossar und ein umfangreiches Stichwortverzeichnis bei, die beide den Nutzern ein längeres Grübeln und Suchen ersparen. In diesem Sinne sollen auch die Hervorhebungen zentraler Begriffe im Fettdruck ausdrücklich gelobt werden, die den Lesern auf eine gut gelungene Weise eine Schwerpunktsetzung der Autoren verraten.
Auch der studentische Leserkreis wird von den Autoren insoweit besonders berücksichtigt, als ihm einige Literaturhinweise gegeben werden, die durchaus auch ein wissenschaftliches Vertiefen einzelner Themengebiete fördern können, obwohl beide Autoren bewusst auf eine Darstellung wissenschaftlicher Streitfragen verzichten. Durch diesen in der heutigen Zeit aus didaktischer Sicht sehr löblichen Ansatz gewinnt das Werk an Transparenz und schafft die Basis für ein besseres fachliches Verständnis der unterschiedlichen Zusammenhänge innerhalb des Straßenrechts bei seinen Lesern. Zu den vielen didaktischen Hilfsmitteln gehören auch die verständlich gestalteten Übersichten (z. B. die Einteilung der Straßen in öffentliche Straßen und Privatstraßen auf S. 62) und praxisnahe Fallgestaltungen (z. B. das Erheben von Einwendungen gegen eine Straßenplanung durch einen betroffenen Bürger auf S. 419). Allerdings wünscht sich ein Leser allein fürs Auge auch plastische Skizzen (wie z. B. dem leider sehr klein geratenen Straßenquerschnitt auf S. 63), von denen die beiden Autoren in der sicherlich nachfolgenden zweiten Auflage durchaus häufiger Gebrauch machen sollten.
Dennoch gilt für dieses Werk die zusätzliche Feststellung, dass es auch für die nicht immer zu vermeidenden Streitfälle um den Charakter und den Erhalt von Straßen der Leserschaft aus Verwaltungspraktikern und Juristen in Behörden, Gerichten und Anwaltskanzleien hilfreich sein dürfte. Mit dem vorliegenden Kompendium wird ein sprachlich versiert und verständlich dargebotener Fundus an Informationen geliefert, der für die allermeisten Streitfälle rund um das Straßenrecht einen fachlich kompetenten Einblick gewährt und gut als Hintergrundinformation wie auch Argumentationsgrundlage genutzt werden kann.
Bedenkt man den fachlich breit gefächerten und tief gestaffelten Inhalt des Buches, so ist der Preis von 59,80 Euro vom Verlag sachgerecht gewählt worden. Leider ist das Buch jedoch, was sich insbesondere bei häufigerem Gebrauch zeigen dürfte, eher unter seinem Wert gebunden. Auch wäre der inhaltlich auf immerhin 548 Seiten verteilte Stoff in seiner zweiten Auflage wohl doch handlicher in zwei Teilbänden zu präsentieren.
Das umfassende Werk von Wiesinger/Markuske wird auf der Grundlage seiner hohen inhaltlichen Qualitäten sicherlich seinen Weg zu den Lesern finden.
Prof. Dr. Dieter Müller, Institut für Verkehrsrecht und Verkehrsverhalten Bautzen